Lychen holt den Pokal und schafft das Double
Großes Finale des Matschullpokals im Kegelbillard in Boitzenburg.
Die 24-jährige Geschichte des Matschullpokals ist reich an Höhepunkten. Pokalstifter Siegfried Matschull, der Kaufmann aus Boitzenburg, kann so manche Episode zum Besten geben. Die 24.Auflage des Pokals 2019 wird einen besonderen Platz im Geschichtsbuch dieses Wettbewerbs einnehmen. Da bin ich mir ganz sicher: Schon im Vorfeld des Ereignisses konnte man ein großes Rauschen in der Billardszene der Uckermark verzeichnen. Dementsprechend groß war das Interesse der Fans; die Spielstätte auf dem Boitzenburger Gutshof war proppenvoll. Das Superfinale zwischen Pokalverteidiger Pool & Kegel Templin und dem neuen Meister Lychener SV 90, es konnte starten. Spielleiter Axel Tesch brauchte zwar keine Trillerpfeife (wie beim großen Bruder "Fußball"), aber auch er hatte voll zu tun.
Schon mit den ersten beiden Paaren wurde deutlich, was an diesem Abend auf dem Spiel stand: Lychens Ex-Bürgermeister Sven Klemckow forderte Templins Spitzenmann Wieland Heide bei dessen umkämpftem 60:49 mächtig heraus. Im anderen Paar hatte der zuletzt in sehr guter Form befindliche Sven Borde allergrößte Mühe, die 60 Punkte von Lychens "Jungstar" (Verzeihung!) noch auszugleichen und das Unentschieden zu retten. Wie man merkte, war der Fehdehandschuh auf den Billardtisch geworfen. Die Paare 3 und 4 setzten diesen Husarenstil fort: Kai Forth (Lychen) gelang die kleine Sensation, Templins renommierten Bernd Lach zu bezwingen und Lychens Spitzenmann Sebastian Peykow überrumpelte Ralf Meden handstreichartig mit nur zwei Aufnahmen. Erstmals führten die Lychener mit 5:3.
So abwechslungsreich ging der Wettkampf weiter – und Lychen konnte mit einem 9:7 bis zur Halbzeit den knappen Vorsprung behaupten. Damit war weiter Hochspannung angesagt, die sich auch elektrisierend auf die Zuschauer übertrug. Als Fazit der ersten Halbzeit war festzustellen, dass erstens die Lychener mit großem Siegeswillen kämpften, dass sie zweitens in den heiß umkämpften (Einzel-)Begegnungen öfter die Nase vorn hatten und bis dahin Tagesform sowie Entschlossenheit für sie sprachen. Leidenschaftlich wurden sie unterstützt von ihrer zweiten Mannschaft, die quasi eine "Fankurve" bildeten, wie sie im Fußballstadion anzutreffen ist. Und so pushten sie ihre Sportfreunde.
Die Partien nach der Pause sollten "Schlüsselcharakter" bekommen: Bürgermeister Klemckow wies Routinier Ralf Meden, der schon länger auf der Suche nach seiner Form ist, beim 60:41 deutlich in die Schranken. Steve Wendland gelang es – um eine Anleihe beim Fußballpokal zu nehmen - gegen den "Großmeister" Bernd Lach den vorentscheidend Elfmeter zu verwandeln – sehr zum Erstaunen bzw. vor Begeisterung aller Fans über die Forsche des "Jungspunds". Damit stand es 13:7 für die Lychener und kaum einer setzte in der Spielhalle noch einen Cent auf den Titelverteidiger Templin.
Knapp nach der Hälfte des Pokalfights ging es nun schon um den Pott: Kai Forth und Sven Borde lieferten sich eine hochdramatische Partie, die der Templiner lange Zeit beherrschte. Nach einer faszinierenden Verfolgungsjagd (und kleinen Schwächen von Borde) siegte Forth – typisch für den Verlauf des Abends mit 60:55 und stellte den 17:7-Zwischenstand für sein Teams sicher. Zuvor hatte noch – genauso dramatisch, genauso hochklassig, genauso wahnsinnig spannend - Sebastian Peykow seinen Gegner Wieland Heide mit 60:43 bezwungen. Damit waren nun alle Messen gesungen, und der verdiente Triumph des Lychener SV geschafft. Der "Rest" des Abends war "nur" noch Formsache. Die Templiner kamen noch auf 15:17 heran. Aber ein hochklassiger, horrorspannender Billardabend war längst entschieden.
Der Lychener SV 90 hat ein wahres Meisterstück geschafft, das Spieljahr ungeschlagen, mit einer blütenweißen Weste zu überstehen und das Double aus Meisterschaft und Pokal zu erringen. Mit Glück – das zeigte das Pokalfinale eindrucksvoll - hatte das nichts zu tun! Hallo Jury für die Wahl der Mannschaft des Jahres der Uckermark 2019: Hier steht mit dem Billardteam des Lychener SV ein heißer Anwärter auf einen Platz auf der Kandidatenliste bereit! Den Templinern ist zuzurufen: Sie sind an diesem Abend einem Besseren unterlegen. Jede Pokalsiegerserie reißt einmal.
Die Präsidentin des Billardverbandes Peggy Schmidt verfolgte mit einigem Stolz das hinreißende Geschehen bei diesem Pokalfinale. Sie überreichte die Urkunden für die Sieger und die Unterlegenen. Den größten Beifall erhielt Siegfried Matschull für seinen Beitrag zum Gelingen des Billardfestes auf kulinarischem Gebiet und als Stifter des Cups. Dieser Applaus galt auch allen Organisatoren dieser "rauschenden" Pokalnacht.
Und fürs neue Spieljahr gilt unbedingt: Ein neuer Pokal – ein neues Glück. Es folgt das Jubiläumsjahr "25 Jahre Matschullpokal"! Gute Aussichten für den Billardsport in der Uckermark!