Alleinunterhalter Ralf Meden stahl allen die Show
Großartiges Spitzenspiel überzeugte mit Mega-Spannung und tollen Ergebnissen.
Es muss schon einen ganz besonderen Grund und eine ganz spezielle Erwartungshaltung geben, wenn der Reporter extra 1000 Kilometer aus der Schweiz nach Lychen kommt zum Spitzenspiel der Uckermarkliga im Kegelbillard zwischen dem Lychener SV 90 I und Pool & Kegel Templin. Es waren die letzten Ergebnisse dieser Teams – die zuletzt 1039 Punkte der Heimmannschaft, die gerade erzielten 980 der Gäste -, die diesen Hype ausgelöst haben.
Und um es gleich vorweg zu nehmen: Der lange Weg hat sich absolut gelohnt. Was folgte, war ein Billardkampf der Extraklasse, mit absolut spannender Dramaturgie und einer Menge besonderer Ereignisse. Dazu gehört eben auch, dass am Ende die eine Mannschaft mehr zufrieden war, mehr Glücksmomente erlebt als die andere. Und dass nach solch einem hochklassigen Spiel eben festzustellen ist, dass ein Team eben besser war als das andere!
Noch einmal ist die 4+1-Regel anzusprechen, die in diesem Wettkampf eine Rolle spielte: Der Templiner Ralf Meden war ausersehen, am Anfang als Alleinunterhalter an den Start zu gehen. Dieses Solo schien ihn aber überhaupt nicht zu beeindrucken. Gar nicht machte ihn nervös, seinen Auftritt von mindestens zehn Augenpaaren verfolgt zu bekommen. Er spielte vielleicht nicht das Spiel seines Lebens, erzielte aber völlig unaufgeregt hervorragende 255 Punkte (Halbzeit: 137), nachdem er sich in den letzten Wochen und Monaten an der 200er-Marke schon die Zähne ausgebissen hatte. Wer hätte wohl vor dem Wettkampf vorhergesagt, dass Ralf Meden bester Templiner sein wird – im Angesicht von Lach, Heide und Borde? Damit warf Meden jedenfalls den gegnerischen Spielern und auch seinen eigenen Kameraden den Fehdehandschuh hin, der für alle zur Herausforderung wurde. Als erster stellte sich Kai Forth der Aufgabe und meisterte sie mit einer ordentlich Portion Souveränität: Großartige 257 Zähler seines Resultats sprechen dafür. Es ging gegen Dennis Antrick, der für seine Verhältnisse sehr ordentlich mit 94 Punkten startete, dann aber auf insgesamt 143 Punkte absackte, was wieder einmal bewies, dass es viel Spielpraxis, Erfahrung und Routine braucht, um sich in solch angespannter Wettkampfatmosphäre und an fremden Tischen erfolgreich zu behaupten. Auf jeden Fall ergab sich, dass nun beide Teams gleichauf lagen und alles weiter auf einen spannenden und hochklassigen Wettbewerb hindeutete. Im zweiten Paar trafen der junge Lychener Steve Wendland und der erfahrene, in vielen Billardschlachten bewährte Spitzenspieler Bernd Lach aufeinander. Sicher beeindruckt ein Routinier wie Lach einen "jungen Dachs" wie Wendland, was man seinem Spiel an diesem Abend auch anmerkte. Mit Mühe rettete er 176 Punkte, doch sein Gegner schaffte 254 und legte einen ordentlichen Abstand zwischen beide Teams. Eine Vorentscheidung schien gefallen!
Doch mit dieser Einschätzung musste man vorsichtig sein! Im folgenden Giganten-Duell zwischen Liga-Spitzenmann Sebastian Peykow und Templins Kapitän Wieland Heide sollte man mit allem rechnen, also auch mit einer gigantischen Aufholjagd von Peykow. Aber solch ein enger Wettkampf hatte eben auch seine eigenen Gesetze, und die 76 Punkte Rückstand waren denn doch zu viel. Peykow schoss zwar mit 286 Punkten eine tolle Spieltags-Bestleistung, und Heide zog sich zwar mit 236 Punkte (nur) achtbar aus der Affäre, konnte aber seine Möglichkeiten nicht ausschöpfen. Damit rettete er aber seinem Teamkollegen Sven Borde 26 Punkte Vorsprung für den letzten Durchgang gegen Michael Hundt und trug auch dazu bei, dass weiterhin alles offen blieb. Die Letzten starteten beide ziemlich schwach (Borde 89, Hundt 86), weil beide unter erhöhten Druck standen. Beide blieben lange auf Augenhöhe, für beide stieg die Spannung gewaltig an. Aber beide hielten dieser Belastung glänzend stand und steigerten sich zu noch respektablen Ergebnissen: Michael Hundt schafft mit 135 Punkte in der zweiten Halbzeit das beste Ergebnis aller Akteure des Abends; Sven Borde hingegen zeigte gegen diesen Hundtsche Ansturm die nötige Nervenstärke und sicherte souverän den 15-Pkt.-Vorsprung beim Sieg seines Templiner Teams mit 955 zu 940. Ein Sieg, der Spitzenbillard bot und der deshalb verdient war, weil Templin die diesmal ausgeglichenere Mannschaft stellte.
Lychen musste das erste Mal seit anderthalb Jahren wieder eine Niederlage in der Liga hinnehmen. Aber das wird sie nicht umschmeißen. Auf jeden Fall – das lässt sich nach zwei Dritteln der Hinrunde feststellen: So spannend und so hochklassig wie in diesem Jahr war die uckermärkische Billardliga noch nie! Das verrät der Blick auf die Tabelle, aber auch die Betrachtung der Spiele der bisherigen Serie! Bildfreunde und Fans wird es allemal freuen!